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Jack Kerouac

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Jack Kerouac wurde als Jean-Louis Kerouac am 12. März 1922 in Lowell, Massachusetts geboren und stammt aus einer französisch-kanadischen Familie. Wenn auch der Hauptteil seiner Werke auf englisch geschrieben wurde, verfasste er auch einige Gedichte in französisch. Diese sind inzwischen auch posthum in einer Anthologie veröffentlicht worden. Ein einschneidendes Erlebnis seiner Jugend war der frühe Tod seines Bruders Gerard, der wohl zum Teil auch Grund für die tiefe Spiritualität ist, die sich durch viele der Werke Kerouacs zieht. Literarisch wird Jack Kerouac zur Beat-Generation gezählt, seine Prosa wird aber von vielen häufig als leichter zugänglich empfunden, als die Werke von William S. Burroughs und Allen Ginsberg sowie vielen anderen Vertreterinnen und Vertretern dieser Literaturrichtung, die sich in den 40ern in New York formierte. Neben Freiheitsdrang, Drogen und Sozialkritik ist der Jazz, insbesondere der Bebop, ein wichtiger Einfluss in Kerouacs Werk. Jack Kerouac starb 1969 an Leberversagen aufgrund seines lebenslang hohen Alkoholkonsums. Wikipedia

Steckbrief Jack Kerouac

  • Daten: 12. März 1922 bis 21. Oktober 1969
  • Geburtsort: Lowell, Massachusetts
  • Sprache(n): Englisch, Französisch
  • Hauptwerke o. Reihen: On the Road (Unterwegs)
  • Rezensierte Bücher: On the Road (Unterwegs), Maggie Cassidy
  • Genres: Gesellschaftsroman, avantgardistischer Stil
  • Webseite: Autorenseite Rohwohlt
  • Adaptierte Filme/Serien: On the Road (Film, USA 2012), Big Sur (Film, USA 2013)
  • Lesestoff: für alle, die "brennen", Roadmovies lieben und jung (geblieben) sind

Sex, Drogen und Bebop

Als Wegbereiter*innen für die Hippie-Bewegung und die alternativen Lebensentwürfe der späteren 60er Jahre spielen die Literatinnen und Literaten der so genannten Beat-Generation eine nicht zu unterschätzende Rolle. Allen Ginsbergs Gedicht Howl, William S. Burroughs hochkomplexe und für die damalige Zeit schockierende Prosa, die in mehreren Staaten verboten wurde, und natürlich Kerouacs „On the Road“ (Erstausgabe: Viking Press, 1957), so etwas wie das Manifest eines freien, entgrenzten, von Lust, Liebe, Wind, den Weiten Amerikas und Alkohol durchzogenem Leben. Dabei ist das Buch – bei allen seinen Stärken – literarisch wohl nicht einmal das Beste im Werk des Schriftstellers, der so lebte, wie er schrieb: rastlos, brennend und das Leben in vollen Zügen genießend. Zu diesem „Brennen“ gehörte neben Jazz und seinen Reisen auf und ab und hin und her durch die USA und hinüber nach Europa, nach Paris, um genauer zu sein, auch Alkohol, viel Alkohol, und so stirbt Kerouac denn auch relativ jung, mit 47 Jahren, an den Nachfolgen seines ausschweifenden Lebensstils.

Kerouac – Sohn einfacher Leute und Gallionsfigur einer Jugendbewegung

„On the Road“, im deutschen wird der Titel häufig als „Unterwegs“ übersetzt, ist trotz stilistischer Eigenheiten (wie dem Fehlen von Kapiteln, Punkten und Absätzen) recht guter Zugänglichkeit und mit dem zwischen Atemlosigkeit (der Städte) und der Weite (des Landes und der Straßen) oszillierenden Sprachstils, der das Motiv des „breath“, des Atems aus dem Jazz und – später – dem Buddhismus imitiert, vielleicht das „Manifest“ der Beatniks. Wie die Hobos in der Zeit der großen Depression machen sich in den späten 50ern und frühen 60ern ganze Horden von jungen Leuten, hauptsächlich natürlich Männer, auf den Weg und leben das Buch und die Bewegung quer durch das Land sozusagen nach. Diese „Beatniks“ genannte Subkultur ist in gewisser Weise der direkte Vorgänger und Wegbereiter der späteren, sehr viel größeren Hippie-Bewegung. Dabei sprachen weder Herkunft noch Ausbildung für eine Karriere als Schriftsteller. Die Eltern waren einfache Leute, Kerouac sprach bis zu seinem sechsten Lebensjahr so gut wie nur französisch, seine eigentliche Muttersprache, und besuchte lediglich für zwei kurze Jahre die Columbia Universität mithilfe eines Football Stipendiums. Nach einer Verletzung und Zoff mit dem Trainer schmeißt er die Uni und wird für ein paar Jahre Seemann. Anschließend lernt er in New York Allen Ginsberg, William S. Burroughs und Lucien Carr kennen, mit denen er Freundschaft schließt und reist mit seinem Freund Neal Cassidy in den späten 40ern und frühen 50ern kreuz und quer durch die USA und Mexiko. Diese Reisen bildeten die Grundlage für „On the Road“.

Schreibmaschine, spontane Prosa und das Beat Hotel

Die Prosa Kerouacs ist ohne die damals übliche Schreibmaschine kaum denkbar. Um ohne Unterbrechung schreiben zu können, klebte Kerouac für „Unterwegs“ (und viele seiner späteren Romane) Papiere in lange, gerade Bahnen von über 36 Meter Länge zusammen. Dies erlaubte ihm seine impulsive, „atmende“ Schreibweise ohne Punkt und Absatz. Inhaltlich beziehen sich die Bücher Kerouacs fast alle auf autobiografische Erlebnisse, so dass man von einer „Literatur des Erlebten“ sprechen kann. Inwieweit er hinzudichtet, weglässt, verschönert und polemisiert, ist im Nachhinein schwer nachzuvollziehen, sicher ist aber, dass sich die Themen, Begegnungen und die grundlegenden Szenen in seinen Tagebüchern wiederfinden. Heute weiß man auch, dass die ursprünglichen Manuskripte häufig expliziter und roher waren, als die später veröffentlichten Bücher. Zwar mag die Legende stimmen, dass Kerouac den ersten Entwurf von On the Road in nur drei Wochen unter Einfluss von Benzedrin „herunter getippt“ hat, wie er dies später auch mit weiteren Werken gemacht haben will, sicher ist aber auch, dass danach eine lange Überarbeitung vorgenommen wurde. Anders als viele andere Vertreterinnen und Vertreter der Beat Generation sah sich Kerouac selbst gar nicht so sehr als Schriftsteller einer „neuen Generation“ oder als Beatnick, sondern als katholischer Schriftsteller und „On the Road“ beschreibt für Kerouac die Suche nach Gott, den einer der beiden Hauptfiguren im Himmel findet, während der andere Gott auf seiner Stirn „ausschwitzt“. Auch wenn Kerouac anders als Ginsberg und Burroughs nur kurz im Pariser Beat-Hotel abstieg und anders als diese in der heruntergekommenen Boheme-Absteige keines seiner wichtigen Werke schrieb, war auch er zeitweise Gast bei Madame Rachou. Diese nahm – durch Erfahrungen mit Monet und Pissarro in den Jahrzehnten zuvor – auch Gemälde und Manuskripte als Zahlung für ihre Zimmer an. Heute ist an dem legendären Ort das viel edlere vier Sterne Hotel Le Relais de Vieux Paris untergebracht, das sich mit Fotos und der berühmten Geschichte des Hauses schmückt.

Einflüsse und Erbe

Die Beat-Generation kann ganz allgemein als der legitime Nachfolger der „Lost Generation“ von Hemingway und Fitzgerald gesehen werden. Allerdings treiben es die Beatnicks weitaus avantgardistischer und die unterschiedlichen Spielereien und Schreibtechniken, wie die von Brian Gysin und William S. Burroughs im Pariser „Beat Hotel“ erfundene Cut-Up Technik, stellen eine mit der bildenden Kunst korrespondierende Bewegung hin zu einer Konzeptualisierung des Schreibens dar. Dies traf natürlich nicht nur auf Gegenliebe. Gerade am Inhalt der Gedichte und Prosa der Beat-Literaten stießen sich konservative Kreise in den USA teils derart, dass es anfänglich nicht nur schwer war, einen Verlag zu finden, sondern manche Werke auch vor Gericht gezogen wurden, was im Nachhinein zu einer viel liberaleren und freizügigeren Literatur in den USA führte. Insbesondere amerikanische Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die sich in der Tradition von Kerouac und der Beatnicks sehen gibt es immer wieder, ein besonders exponierter Vertreter wäre Hunter S. Thompson, der sozusagen die Erzähltechnik des Erlebens auch in den Journalismus einbrachte und dessen Roman „Fear and Loathing in Las Vegas“ ohne Kerouacs Vorarbeit kaum denkbar wäre.