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Der amerikanische Schriftteller John Irving (1942 als John Wallace Blunt Jr. in Exeter, New Hampshire geboren) gehört heute schon zu den Klassikerinnen und Klassikern neuer US-amerikanischer Literatur. Der Legastheniker Irving beschloss schon mit 14 Jahren, Schriftsteller zu werden. Das hat er geschafft. Auch seine zweite große Leidenschaft, das Ringen, welches er als Jugendlicher für sich entdeckte, schafft es in Form von körperbetonten Sportarten immer wieder in seine Romane, die sich vor allem durch ihre Komik auszeichnen. Auch die Verfilmungen einiger Werke des Autors hatten großen Erfolg, der Autor selbst bekam einen Oscar für das auf seinem Roman Gottes Werk und Teufels Beitrag basierende Drehbuch, dass er nach einer enttäuschenden Zusammenarbeit mit Hollywood zu Owen Meaney (als Film: Simon Birch) selber verfasste. John Irving lebt und arbeitet in Vermont und Toronto. Wikipedia

 

Steckbrief

Daten: geboren 1942

Geburtsort: Exeter, New Hampshire

Sprache(n): amerikanisches Englisch

Hauptwerke oder Reihen: Hotel New Hampshire, Gottes Werk und Teufels Beitrag, etc.

Rezensierte Bücher: Das Hotel New Hampshire, Teufels Werk und Gottes Beitrag

Genre: satirische Gesellschaftsromane mit teils ernstem Anliegen

Webseite: http://john-irving.com/

Adaptierte Filme/Serien : Garp und wie er die Welt sah (Film, 1982, Regie George Roy Hill), Hotel New Hampshire (Film, 1984, Regie Tony Richardson), Gottes Werk und Teufels Beitrag (Film, 1999, Regie Lasse Hallström) u. a.

 

Aus John Wallace Blunt Jr. wird John Irving

Der als John Wallace Blunt Jr. geborene Irving wurde nach seinem Vater, einem Kampfpiloten, benannt. Die Mutter trennte sich jedoch noch vor Geburt des Kindes von ihrem Mann. Den Namen John Winslow Irving erhielt der Schriftsteller dann mit sechs Jahren, nachdem sein Stiefvater Colin Franklin Newell Irving ihn adoptierte. Trotz seiner Legasthenie schaffte es Irving durch die Schule und an die Universität von Pittsburgh, an der er ab 1961 englische Literatur studierte. Kurz darauf verbrachte er ein Jahr als Student in Wien, wo er zwischen Hofburg, Kaffeehausbesuchen und Besuchen im Tiergarten die Ideen für seinen ersten Roman „Lasst die Bären los!“ (1968) entwickelte. Eine wichtige Inspiration war auch der Roman „Die Blechtrommel“ von Günther Grass, den Irving in Wien zum ersten Mal las. Durch seinen Aufenthalt in Wien erklär sich auch das – unregelmäßige – auftauchen von deutschen Worten bzw. deutscher Sprache in seinen Romanen, ähnlich wie bei dem deutlich jüngeren Jeffrey Eugenidis (Middlesex, Die Selbstmord Schwestern).

Der Weg zum Schriftsteller – vom armen Dozenten zum Bestsellerautor

Nach Abschluss seines Studiums 1967 als Master of Fine Arts an der Universität von Iowa nahm Irving eine Dozentenstelle an einem College in Vermont an und verbrachte dort gut zehn Jahre, in denen er insgesamt drei Romane veröffentlichte und einen vierten schrieb. Für diesen vierten Roman (Garp und wie er die Welt sah) wechselte der von seinem bisherigen Erfolg enttäuschte Irving den Verlag – und schaffte nicht nur den Durchbruch, sondern konnte sich fortan auch ganz dem Schreiben widmen und die Stelle am College aufgeben. Viele der danach entstandenen Romane wurden sofort zu – teils auch internationalen – Bestsellern und Hollywood begann schon bald, sich für die alles andere als leicht zu verfilmenden Stoffe des Autors zu interessieren.

Stil und Themen – die Kunst der grotesken Übertreibung bei John Irving

Die vielleicht größte Begabung von John Irving ist die seltene Gabe der absoluten Übertreibung, des Zuspitzens und des geradezu grotesken Verzerrens. Dabei sind die erzählten Motive nicht selten sogar makaber, dann aber wieder so überzogen, dass sie ins Komische übergehen. Niemand kann einen Irving lesen, ohne auch mal herzhaft zu lachen. Dafür sitzen die Pointen zu gut, sind das Personal und die Gegebenheiten zu skurril, dafür passiert zu viel unerwartet Schräges. Unter dieser Oberfläche der Komödie, mit der Irving in Form einer grotesken Übertreibung und Verzerrung nicht selten scharfe Kritik an der US-amerikanischen Gesellschaft übt, werden durchaus ernste Themen verhandelt. Typisch ist dabei die Beschäftigung des Autors mit dem Erwachsenwerden, einem eigentlich in fast jedem Roman präsentem Thema, mit den Beziehungen und Verlusten seiner Hauptfiguren, ja selbst feministisches ist dem Autor nicht fremd, der mit starken Frauenfiguren und seiner Sicht der Welt nicht selten eine Lanze für die Gleichberechtigung der Frauen bricht. Schon eher skurril sind die immer wieder gern auftauchenden Bären, körperbetonter Sport wie Ringen, Boxen und ähnliches oder sexuelle Beziehungen zwischen Personen deutlich unterschiedlichen Alters. Auch das Personal ist entsprechend eigenwillig. Nicht selten sind es SLiteraturschaffende, der Zirkus, komische Familienverbände, Prostituierte und allgemein am Rande der Gesellschaft stehende Personen, die es in und um das Zentrum der Erzählungen Irvings zieht.

Erst Ärger, dann Oscar – John Irving und Hollywood

Dafür, dass viele der Romane John Irvings aufgrund ihrer Übertreibungen und skurrilen Hauptfiguren alles andere als einfach zu verfilmen sind, haben sich erstaunlich viele Regieführende an den Stoffen versucht – mit mehr oder weniger gelungenem Ergebnis. Insbesondere im direkten Vergleich mit den Romanen können die Filme, wie auch bei anderen Autorinnen und Autoren der Fall, nicht mithalten. Eine besondere Anekdote ist sicher der Streit Irvings um die Verfilmung seines Romans Owen Meaney. Irving war von Drehbuch und Ergebnis derart entsetzt, dass er gerichtlich die Änderung des Titels erwirkte. Ganz verhindern konnte er das Erscheinen selbstverständlich nicht. So kann man eine Verfilmung von Owen Meaney heute unter dem Titel Simon Birch anschauen. Für das nächste Projekt mit Hollywood, die Verfilmung von Gottes Werk und Teufels Beitrag, schrieb Irving das Drehbuch dann selbst und bekam prompt einen Oscar für seine dramatische Bearbeitung des Stoffes. Das Buch ist trotzdem besser. Hand drauf.

Rezension des Werks von John Irving

Im Allgemeinen kann man das Oeuvre John Irvings neben anderen zu den Klassikern der zeitgenössischen US-amerikanischen Literatur zählen. Gerade die Nutzung des Grotesken und der Übertreibung teilt er mit anderen Literaturschaffenden wie T.C. Boyle, Günther Grass oder Kurt Vonnegut, um nur einige zu nennen. Sie alle nutzen das fabulierende Übertreiben, um der Gesellschaft ihrer Zeit und ihres Landes eine Art von Zerrspiegel vorzuhalten, in der gewisse Tendenzen ins Extreme gesteigert und gesellschaftliche Strukturen offenzulegen versucht werden. Kaum ein anderer Literaturschaffender treibt es dabei aber so weit und bunt wie John Irving, was ihm – natürlich – auch von der einen oder anderen kritischen Stimme vorgeworfen wird. Auch die Tendenz zur Wiederholung, die man auch als einfache Leserin und einfacher Leser nach dem Genuss von zwei, drei Romanen des Autors feststellen wird, und die teils starken autobiographischen Bezüge bieten immer wieder Anlass für mal mehr und mal weniger berechtigte Kritik. Dafür ist Irving für manche ihr Leib und Magen Schriftsteller – gerade wegen den Übertreibungen, der Wiederholungen und den immer wieder auftauchenden Motiven und Themen.