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Martin Suter

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Der Schweizer Schriftsteller Martin Suter (geb. 29.02.1948 in Zürich) gehört zu den meistgelesenen Schweizer Schriftstellerinnen und Schriftstellern der Gegenwart. Neben seinem umfangreichen Romanwerk, zu dem auch die Allmen Krimi-Reihe gehört, verfasst Suter regelmäßig Kolumnen in Zeitungen (Business Class), schreibt Drehbücher und Theaterstücke. Seit seinem Debüterfolg mit Small World (1997) wurde Suter für sein schriftstellerisches wie essayistisches Werk mit vielfältigen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Suter lebt nach Episoden in Ibiza und Guatemala heute wieder in Zürich, seiner Geburtsstadt. Wikipedia

 

Steckbrief

Daten: geboren am 29.02.1948

Geburtsort: Zürich

Sprache(n): Deutsch (teils mit schweizerischen Idiomen)

Hauptwerke oder Reihen: Allmen-Krimis, Business Class Kolumnen-Sammlungen in Buchform u. w.

Rezensierte Bücher: Der letzte Weynfeldt, Elefant

Genres: bissige Gesellschaftsromane, häufig im Großbürgerlichen Milieu angesiedelt, Krimis

Webseite: http://www.martin-suter.com/

Adaptierte Filme/Serien: Allmen-Krimiserie (Schweizer Fernsehen, bislang drei Folgen), vielfältige Verfilmungen der anderen Romane durch deutschsprachige und französische Fernsehsender & Produktionsfirmen

Lesestoff: für alle, die (teils schwarzen) Humor mögen und sich gern unterhalten lassen

 

Martin Suter und das Bürgertum – eine echte Hassliebe mit ganz viel Ironie

Viele, wenn nicht die meisten der Hauptfiguren, die im erzählerischen Universum Martin Suters so herumtapsen, gehören zu der inzwischen auch schon fast vom Aussterben bedrohten Rasse des Großbürgertums alter Art – ein bisschen lebensuntüchtig, ein bisschen spleenig, vor allem aber reich oder ehemals sehr vermögend. Ob man seinen „Detektiv“ wider Willen Johann Friedrich von Allmen (samt treuem Diener Carlos) oder den tapsig-liebenswürdigen Erben Adrian S. Weynfeldt aus dem Roman „Der letzte Weynfeldt“ nimmt – hier wird, durchaus mit einem zwinkernden Auge und einer gewissen Liebe des Autors zu seinen Figuren, das Großbürgertum demontiert und bloßgestellt, ähnlich wie Suter dies in seiner langjährigen Kolumne Business Class auch mit dem modernen Typus des Managers bzw. der Managerin tut. Aber – und dieses aber ist natürlich sehr wichtig – die anderen, alle anderen, kommen tatsächlich mindestens genauso schlecht weg, sind geldgierig, engstirnig, begrenzt, dumm, naiv oder was auch immer. So kommt die zugegebenermaßen irgendwie gescheitert wirkende, großbürgerliche Hauptfigur trotz ihrer Unzulänglichkeiten der Leserschaft am Ende eher noch „normal“ vor und erlangt deren Sympathien.

Der Weg zum Schriftsteller – Werbung, Zeitung, Fernsehfilme

Martin Suter begann seine schriftstellerische Karriere an sich schon ziemlich früh und mit einem gewissen Erfolg als Autor von (Dialekt-)Theaterstücken und Drehbüchern für das Schweizer Fernsehen. Angefangen hat alles allerdings mit dem Schreiben von Kolumnen für Schweizer Zeitungen, darunter die bis heute erscheinende Reihe Business Class, in der sich Suter ironisch die Geschäftswelt und die Wirtschaft vorknöpft. Inzwischen sind auch insgesamt 11 Bücher mit Sammlungen seiner Kolumne erschienen. Suter selbst stammt dabei aus einem gutbürgerlichen Elternhaus. Der Vater arbeitete als promovierter Ingenieurwissenschaftler, die Mutter war im kaufmännischen Bereich tätig. Nach dem Abschluss der Schule in Fribourg (Schweiz) und einem Studium Generale an der London University begann Suter 1968 eine Ausbildung zum Werbetexter bei der renommierten Basler Werbeagentur GGK, bei der schon wenige Jahre später im Alter von nur 26 Jahren Creative Director wurde. Anschließend gründete er mit einem Freund eine eigene Werbeagentur und begann parallel erste Reportagen für Magazine zu schreiben, zum Beispiel für Geo, sowie Drehbücher zu verfassen. Der Durchbruch des damals zumindest in der Schweiz schon nicht mehr unbekannten Suter kam mit seinem Debütroman Small World von 1997, in dem eine schreckliche, weit zurückliegende Familiengeschichte rund um eine schweizerische Industriellenfamilie erzählt wird.

Ironie und Stil – Martin Suters Blick auf die Welt

Gerade in seiner erfolgreichen Kolumne Business Class schöpft Suter aus seinen Erfahrungen aus der Werbebranche und dem dort möglichen Blick von außen auf die Wirtschaft, ihre Protagonistinnen und Protagonisten und deren Eitelkeiten und Unzulänglichkeiten. Die an den Kolumnen und wohl auch manchen Drehbüchern geschulte Ironie zieht sich dann auch wie ein feinsinniger roter Faden durch das gesamte Prosawerk des Autors. Während Small World, das Debüt, noch ein handlungsreicher Kriminalroman mit gesellschaftskritischen Komponenten ist, wenn man so will, sind Werke wie „Der letzte Weynfeldt“ oder der 2017 erschienene, bislang letzte Roman Suters „Elefant“ deutlich komplexer und nicht immer von einer Handlung getrieben. Während „Der letzte Weynfeldt“ fast ganz und gar von der feinsinnigen, mit der nötigen Distanz betriebenen, vor Ironie nur so triefenden Beschreibung des Protagonisten lebt, kann man Elefant schon dem Genre des Märchens zurechnen, bei denen sich „Gut“ und „Böse“ klar getrennt gegenüberstehen. Darüber hinaus nutzt der Roman neben Techniken des Thrillers zum Aufbau von Spannungen stilistische Elemente, die sonst eher in Science-Fiction Romanen verwendet werden, bleibt dabei aber immer sozusagen auf dem Boden der Tatsachen und vermeidet penibel jegliche magische oder fantastische Komponente.
Auch der Stil Suters ist durchaus einen zweiten Blick wert. Anders als viele andere zeitgenössische Bestsellerautorinnen und -autoren hat Suter keine Angst vor komplexen Sätzen, Anspielungen und einer gewissen Vertraulichkeit mit der Leserin und dem Leser, die mit Suter aus einer gewissen erzählerischen Distanz auf die handelnden Personen blicken.

Filme und andere Adaptionen des Werkes von Martin Suter

Bei einem so erfolgreichen Schriftsteller wie Martin Suter, bei dem der Erfolg des nächsten Romans sozusagen schon im Vorhinein feststeht, verwundert es wohl niemanden, dass diese dann auch teils schon fast gleichzeitig als Hörbücher auf den Markt geworfen werden. Schon eher erstaunlich ist die Dichte der zu Suters Romanen entstandenen Verfilmungen. Hier ist es deutlich einfacher, die wenigen Romane aufzulisten, die bislang nicht verfilmt wurden, als andersherum. Teils liegt dies sicher an der guten Verfilmbarkeit der Romane (bei denen man ja textuell wie bei so vielen Bestsellern doch hier und da die Technik eines Drehbuchs bzw. eines Films und seiner szenischen Natur wiedererkennt), teils an den guten Verbindungen Suters insbesondere zum Schweizer Fernsehen, für das er schon in den 80er Jahren Drehbücher geschrieben hat.

Wieso gerade Martin Suter lesen?

Eine Frage, die man (sich) natürlich bei jeder und jedem Literaturschaffenden stellen kann, manchmal sogar sollte. Das wunderbare an dem Werk des Schweizers ist die gelungene Mischung aus Komödie, Ernsthaftigkeit, Spannung und einer eigenen, nicht immer nur einfachen Sprache, die trotzdem immer gut lesbar bleibt. Wer auf den Geschmack kommt, wird einen Suter mitunter verschlingen, frei nach dem Motto: nur noch eine Seite! Auf jeden Fall aber wird man herzlich lachen und dann doch sein Herz für diese verkorksten Hauptfiguren des suter'schen Universums entdecken. Also aufpassen – sonst finden Sie sich selbst demnächst beim Lesen einer der Business Class Bücher auf dem Weg zur Arbeit.