Buchempfehlungen für den Oktober 2021 von Cohen & Dobernigg

Perlen des Monats: Unsere Hamburger Lieblings-Buchhandlung Cohen & Dobernigg, legt Euch neue, lesenswerte Bücher ans Herz – ihre Buchempfehlungen für den Oktober

Wir lieben Bücher und wir lieben Buchhandlungen. Zum Glück gibt es – Jeff Bezos zum Trotz – noch Buchhandlungen wie Cohen & Dobernigg. Diese beweist nicht nur ein besonderes Gespür für literarische Schätze, sondern veranstaltet  – sofern das in Zeiten von Corona möglich ist – regelmäßig kulturelle Events und Leseveranstaltungen und fördert auf die Weise die lokale Schriftstellerszene. Und natürlich wird man hier exzellent beraten und kann so ziemlich jedes noch so nischige, unbekannte Buch innerhalb weniger Stunden (oder maximal weniger Tage) bestellen. Aber nun zu den aktuellen Buchempfehlungen.

Empfehlungen von Lena Meyer, Cohen & Dobernigg Buchhandel: 

Kramp von María José Ferrada (übersetzt von Peter Kultzen)

Dieser kleine Roman steckt voller Wunder. Vor dem düsteren Hintergrund der chilenischen Diktatur erzählt die Autorin mit großer Leichtigkeit von einem jungen Mädchen namens M. Die Protagonistin reist mit ihrem Vater, einem Vertreter für Eisenwaren, quer durchs Land und trifft die absonderlichsten Charaktere. Doch auch wenn die Welt voller Hindernisse und Seltsamkeiten steckt, teilt sie mehr und mehr den Optimismus ihres Vaters, der davon überzeugt ist, dass jedem Menschen mit Entschlusskraft und dem richtigen Anzug die Welt offen steht. Aber Achtung: Auch was als humorvoller Roadtrip beginnt, muss sich schließlich der eiskalten Wirklichkeit der Diktatur stellen. Ferrada zeichnet eine innige Vater-Tochter-Beziehung und trägt schwungvoll zur Wiederbelebung des magischen Realismus bei. Ein nonchalantes Muss!

Berenberg Verlag, 22 Euro

In neuem Licht von Tanja Schwarz

Tanja Schwarz erzählt von Frauen in ihren Alltagen im liberalen, oft prekären Bürgertum. Durch politische oder private Krisen sind sie aus ihrer saturierten, vermeintlichen Starre erwacht: Da ist zum Beispiel die Leiterin eines Sprachkurses im Wilhelmsburger Bürgerhaus. Die Teilnehmerinnen kommen aus verschiedenen Kulturkreisen und Ländern, und zwischen ihnen scheint etwas nicht zu stimmen. Nach der Pause taucht eine nicht wieder auf. Aber sie ist es gar nicht, die später im Zentrum des tollen Finales dieser leisen und sehr genauen Erzählung steht … Überall gelingt es Schwarz, ihre Figuren mit spärlicher Prosa zu umkreisen. Was sich durchzieht, ist ein unerbittlicher Blick in die Haltungen und Lebensrealitäten der Figuren und wie die sich in den Begegnungen mit ihren Mitmenschen brechen. Die zwölf Erzählungen, es sind eher Miniromane, lesen sich intensiv und sehr spannend.

Hanser Literaturverlage, 22 Euro

Im Menschen muss alles herrlich sein von Sasha Marianna Salzmann

Vier Frauen, die sich vielleicht zum Geburtstagsfest alle einmal wieder sehen werden: Lena wird 50, lebt in Jena, hat in der Sowjetunion als Ärztin gearbeitet und ist mit ihrer kleinen Familie, angeschoben durch die Perestroika, die “Fleischwolf-Zeit“, nach Deutschland emigriert. Ähnlich Tatjana. Deren Tochter hat den Kontakt zu ihrer Mutter längst abgebrochen und Edi, Lenas Tochter, zögert die Geburtstagsvorbereitungen hinaus. Zunächst aber dürfen wir tief in die 1970er und 1980er eintauchen und lernen Lena als kleines Mädchen kennen, das in den Ferien ins Sommerlager soll und nicht mehr zur Großmutter an den ländlichen Rand von Sotschi … Sasha Marianna Salzmann hat einen herausragenden Roman geschrieben, der bis ins Heute reicht und uns so diese Umbruchszeit auch zwischen den Generationen erfahrbar macht. Wir empfehlen ihn von Herzen!

Suhrkamp Verlag, 24 Euro

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