PLAN C – Courage in Zeiten von Corona

Während die Coronakrise weltweit Menschen in Verunsicherung stürzt (und manch einen zum panischen Hamsterkauf verleitete), setzt die Krise bei anderen solidarische und humanitäre Kräfte frei. Ein gutes Beispiel für Letzteres ist Andrea de Luna. Der Hamburgerin ist es gelungen, innerhalb kürzester Zeit die Essensausgabe „DeinTopf“ ins Leben zu rufen. Die ehrenamtliche Initiative verteilt warme Mahlzeiten an Bedürftige. Vollkommen unbürokratisch, mit gesundem Menschenverstand und ganz viel Courage – der perfekte Plan C.

 

Fotos by: Jewgeni Roppel

 

Andrea de Luna, 54, Erzieherin, seit 5 Jahren ehrenamtlich tätig – im Interview

“Es gibt so viel Not in der Stadt. Ich möchte sie einfach ein bisschen lindern.”

Wie ist es dir gelungen, die Initiative „DeinTopf“ in so kurzer Zeit ins Leben zu rufen?

Ich habe einfach mein Netzwerk mobilisiert und allen erzählt, was ich vorhabe. Daraufhin habe ich jede Menge Unterstützung von allen Seiten bekommen. In Form von Kontakten, Lebensmitteln und Geldspenden. Heute, am fünften Tag, ist die Aktion quasi schon am explodieren.

 

Wer unterstützt euch?

Unter anderem Hanseatic Help, ein gemeinnütziger Verein, den ich mitgegründet habe. Außerdem bin ich ehrenamtlich bei Alimaus tätig. Das ist eine Tagesstätte für Obdachlose und bedürftige Menschen. Ich arbeite mit dem Duschbus zusammen und mache dort Bekleidungsausgaben. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter dort haben mich alle mit meinem „DeinTopf“-Projekt unterstützt. Da ich schon seit fünf Jahren in diesem Helferkreis unterwegs bin, kenne ich viele Menschen, die anderen einfach gerne helfen und Menschen solidarisch unterstützen.

 

Wie gelingt unbürokratische Hilfe in Zeiten von Corona?

Man muss natürlich Sicherheitsvorkehrungen treffen. Unsere Gäste hier machen das super und halten sich an die Mindestabstände. Mit war es wichtig, jetzt etwas zu tun und nicht erst vier Wochen darüber zu diskutieren, was man denn tun könnte.

 

” Als wir unsere erste Essenausgabe gemacht haben, haben die Menschen geweint. Es war ihre erste warme Mahlzeit seit einer Woche“

 

Wie sind die Reaktionen der Menschen, an die ihr Essen verteilt?

Als wir unsere erste Essenausgabe gemacht haben, haben die Menschen geweint und uns erzählt, dass dies ihre erste warme Mahlzeit seit einer Woche sei. Daran sieht man, wie groß die Not wirklich ist und dass wir jetzt aktiv sein müssen.

 

Wie laufen die Zubereitung und die anschließende Essensverteilung bei euch ab?

Eigentlich war geplant, dass wir das Essen am Vormittag zubereiten. Das müssen wir inzwischen aber gar nicht mehr, weil wir nun einen Koch haben, der für uns kocht. Das ist der liebe Lars, der sonst im Gut Karlshöhe kocht. Der holt morgens das Gemüse und alles, was er verwenden kann, ab und bereitet es anschließend in seiner Großküche zu. Am nächsten Tag bringt er uns dann das fertige Essen in Eimern mit. Inzwischen beliefert er mit unserem gesammelten Obst und Gemüse auch noch andere Einrichtungen, in denen gerade Not am Mann ist.

 

Das klingt nach einer perfekt ausgeklügelten Logistik.

Haha, ja, das stimmt. Wir haben auch noch zwei weitere Köche, die eigentlich im Vineyard und dem Food Event Club kochen, und uns von montags bis freitags jeweils mit 50 fertig abgepackten Essenportionen beliefern. Was am Abend an Mahlzeiten übrig bleibt, geht dann unter anderem an den World Refugee Support. Dort unterstützen wir Bedürftige und Geflüchtete, also Menschen ohne Obdach, beziehungsweise ohne Papiere und sorgen dafür, dass sie abends auch noch eine warme Mahlzeit bekommen.

 

Was hältst du davon, dass viele kirchliche Einrichtungen für Bedürftige aufgrund der Krise geschlossen sind?

Man kann Strukturen schaffen und dafür sorgen, dass die Menschen sind an Mindestabstände halten. Wir machen es so, dass immer mindestens drei bis vier Leute vor der Tür stehen und alles regeln und darauf achten, dass immer nur eine einzelne Person reinkommt, damit der Sicherheitsabstand gewahrt wird. Das funktioniert wunderbar.“

 

Wie kann man deine Initiative „DeinTopf“ am besten unterstützen?

Wir freuen uns über jede Art von Lebensmittelspende (bitte kein Tiefkühlkost). Gerne auch Privatspenden, wie einen Sack Kartoffeln oder etwas Brot und Gemüse. In vielen Haushalten ist bestimmt etwas übrig. Außerdem benötigen wir dringend Support in Form von Verpackungsboxen und Einweggeschirr. Getränke können wir gerade noch gut gebrauchen und falls jemand hat, freuen wir uns sehr über Masken und Einweghandschuhe. Und natürlich nehmen wir gerne auch Bargeldspenden an. Einfach auf Betterplace.org an „Kids Welcome“ per Paypal spenden.

 

Wichtig: Im Moment benötigen wir keine weiteren ehrenamtlichen Helfer. Da es so viele motivierte Unterstützungs-Angebote gab, haben wir bereits eine Wartliste erstellt.

 

Infos zu DeinTopf:

„Wir versorgen Bedürftige Menschen mit und ohne Kinder mit einer warmen Mahlzeit und einer Tasche Lebensmittel (gerne eine eigene Tasche mitbringen). Besucht uns in der Turnerstraße 7 in 20357 Hamburg in der ‘Kids Welcome Küche’. Die Essenausgabe findet dort täglich (außer mittwochs und donnerstags) von 14 bis 17 Uhr statt.“

 

DeinTopf wird es übrigens langfristig geben, über Corona hinaus. „Die Armut wird aufgrund der Krise größer und größer, immer mehr Menschen leben in prekären Verhältnissen“, so Andrea de Luna. Derzeit sucht sie nach dauerhaften und passenden Räumlichkeiten für sich und ihr ehrenamtliches Team.

Lesetipp: Solidarität: Die Zukunft einer großen Idee von Heinz Bude. Der Soziologe ist überzeugt davon: “Solidarität ist die einzige Medizin.” Besonders aktuell, in Zeiten von Corona.

Text: Lesley Sevriens

Fotos by: Jewgeni Roppel

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