Der vierzehnte Stein

Paris im Spätherbst. Es ist kalt und in den Büros der Brigade Criminelle ist die Heizung ausgefallen. Bei der Vorbereitung einer Dienstreise ins kanadische Quebec, wo es zu einem Austausch mit den berühmten Mounties kommen soll, wird Kommissar Jean Baptiste Adamsberg von plötzlichen Panikattacken geplagt. Außerdem hat er Streit mit seinem engsten Mitarbeiter und Freund Adrien Danglard wegen seiner mäandernden Beziehung zu Camille, die sich inzwischen in Montreal aufhalten soll. Für Danglard Anlass genug, den ganzen Austausch mit der kanadischen Polizei als Plan seines Chefs darzustellen, um – irgendwie – wieder in Camilles Nähe zu kommen. Vielleicht ist das auch gar nicht so falsch, doch bevor die Pariser sich auf den Weg nach Kanada machen, geht Adamsberg dem seltsamen Phantom nach, welches ihn nicht einmal in Ruhe Essen lässt. Dafür muss er sogar den armen Danglard mitten in der Nacht aus dem Bett zerren und in einem Taxi durch das nächtliche Paris in eine leere, stille Straße schleppen. Versteht sich, dass dieser erst an einen dringenden Fall denkt, einen Mord, ein Tatort, irgendwas. Aber Adamsberg verlangt lediglich eine Erklärung zu einem ziemlich schrecklichen Gemälde, auf dem Neptun mit seinem Dreizack abgebildet ist. Danach fügt sich in Adamsberg das Puzzle langsam zusammen und er findet sich – nach sechzehn Jahren, in denen er versucht hat, diese Geschichte zu verdrängen – auf der Spur eines Verbrechers wieder, der mehrere Morde begangen hat und den Adamsberg zu seiner Verzweiflung aber nie überführen konnte.

Auf der Suche nach dem Dreizack: Fred Vargas vielleicht unheimlichster Verbrecher

Ein neues Opfer macht er am nächsten Tag auch aus – tief in der elsässischen Provinz und weit außerhalb seines Zuständigkeitsbereiches. Wie schon zu der Zeit, als Adamsberg einem der Fälle nachging, gibt es einen Verdächtigen und die Beweise gegen diesen sind ziemlich wasserdicht. Seiner Geschichte wird nicht geglaubt und so fährt der Kommissar mit Danglard, Violette Retancourt und sechs anderen Mitgliedern seiner Abteilung mit einigem geistigen Gepäck nach Kanada. Dort begegnen sie nicht nur seltsamen Kanadiern mit schrägem Akzent, sondern die Story nimmt auch ziemlich an Fahrt auf und nimmt in schneller Abfolge gleich ein paar sehr unverhoffte Wendungen. Von da an ist es eine spannende Hatz bis auf die letzten Seiten des Buches und die Leserschaft hofft, ringt und bangt mit Adamsberg in dieser wilden Flucht nach vorne, in dem nicht nur seine Karriere auf dem Spiel steht.

Einordnung in die Serie um Kommissar Adamsberg

„Der vierzehnte Stein“ ist der vierte Adamsberg Roman und einer der spannendsten. Überhaupt verschiebt sich mit „Der vierzehnte Stein“ der Ton der Bücher ein wenig, wird etwas dunkler und mysteriöser. Gleichzeitig wachsen sie im Umfang. Wo ihr erster Adamsberg Krimi knapp über 200 Seiten zählte, sind es hier – je nach Ausgabe – knapp 600, also fast dreimal so viele. Die liebenswerten, häufig so drollig-schrulligen Figuren, darunter auch der Kommissar und seine Entourage, die einem auch als Grünschnabel schnell ans Herz wachsen, sind aber nach wie vor dieselben. Die Besonderheit – neben der Reise nach Quebec – liegt vor allem in der, über die gesamte Strecke des Buches im Hintergrund lauernden, Gestalt des Mörders, der sich wie ein Schatten jedem Zugriff wieder und wieder entziehen zu können scheint. Der Leser und die Leserin werden dabei in gewisser Weise zum Komplizen bzw. zur Komplizin Adamsbergs, der sich nicht nur erratisch verhält, sondern für befreundete Personen und die Kollegschaft auch immer unglaubwürdiger wird.

“Der vierzehnte Stein” als Einstieg in die Serie um Kommissar Adamsberg

Der Roman eignet sich aufgrund seiner Länge vielleicht nicht perfekt für den Einstieg in die Welt von Fred Vargas und ihrem Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg, jeder der Spannung, mysteriöse Killer und skurrile Figuren mag, dürfte hier aber vollends zufriedengestellt werden. Gerade, wenn man die ersten hundert Seiten hinter sich gebracht hat, nehmen einen die erzählten Ereignisse komplett in Beschlag und können durchaus in einer schlaflosen Nacht münden, in der man manisch Seite um Seite verschlingt, um gemeinsam mit Adamsberg das Geheimnis endgültig zu lösen.

Schriftsteller.de Redaktion

Collagenbilder oben von:

abebooks.de (Cover) und http://www.leparisien.fr/culture-loisirs/livres/polars-fred-vargas-tisse-une-toile-de-maitre-11-05-2017-6937386.php

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