Lieblingslektüre – Lu Yen

 

Wir statten leidenschaftlichen Leser*innen einen Besuch ab und fragen sie nach ihrer Lieblingslektüre: Welche Bücher lesen sie aktuell, für welche Themen interessieren sie sich und welche Werke haben sie nachhaltig beeindruckt oder gar beeinflusst? An dieser Stelle teilen sie ihre literarischen Schätze mit Euch.

Lu Yen Roloff 

Aktivistin

Fotos by: Silje Paul

 

„Ich beschäftige mich derzeit mit Systemwandel und der Chance, die die Coronakrise dabei bietet.“

 

No ist not enough von Naomi Klein ist ein enorm wichtiges Buch. Ich beschäftige mich derzeit mit Systemwandel und der Chance, die die Coronakrise dabei bietet. Jetzt, wo Milliarden von Geldern weltweit in die Rettung der Wirtschaft gesteckt werden, ist die Zeit gekommen, eine grüne und sozialgerechte Transformation in unserer Wirtschaft einzuleiten. Naomi Klein beschäftigt sich bereits seit Jahrzehnten mit dem Thema. ‘No is not enough’ ist ein Standardwerk, in dem es darum geht, positive Visionen für unsere Zukunft zu entwickeln.

 

Den Band Rilke Reloaded – Gesammelte Gedichte habe ich neulich aus dem Regal gezogen, weil ich das Bedürfnis nach Poesie hatte. Das Buch stand dort schon eine ganze Weile ungelesen. Für Lyrik braucht man ja bekanntlich Geduld und Ruhe und davon habe ich seit Corona ein bisschen mehr. Mir tut es gut, vor dem Einschlafen das ein oder andere Gedicht zu lesen, um meine Gedanken ein bisschen zu entspannen und schweifen zu lassen.

 

Das I Ching gilt als das älteste Buch der Welt. Sein Kern ist fast Zehntausend Jahre alt, viele chinesische Kaiser haben es als Orakel konsultiert. Ich konsultiere es gelegentlich, um mich selbst zu reflektieren, um auf neue Ideen zu kommen und neue Blickwinkel zu erlangen. Das Buch ist sehr stark vom Taoismus und Konfuzianismus beeinflusst. Es wird auch als Buch der Wandlungen bezeichnet, denn die Grundidee lautet, dass alles im ständigen Wandel begriffen ist und dass man auf unterschiedliche Art mit dem Wandel umgehen kann. Manchmal braucht es ein ganz starkes Nachvornepreschen, manchmal muss man sich aber auch zurücklehnen und abwarten und gar nichts machen. So wie jetzt gerade.  

 

Doughnut Economics von Kate Raworth knüpft an die Frage an, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben möchten, vor allem nach Corona. Am allerwichtigsten ist es, verschmutzende und ausbeuterische Systeme gegen Systeme zu ersetzen, in denen Menschen und Natur im Zentrum stehen. Raworth zieht das Bild eines Doughnuts als Vergleich für ein gesundes Wirtschaftssystem heran, als Alternative zum ‘Wachstumsgraph’, mit dem wir das Bruttosozialprodukt abbilden. In der Mitte des Doughnuts stehen die Menschen und ihre Grundbedürfnisse, die gesichert sein müssen. Außen befinden sich die planetaren Grenzen, damit wir die natürlichen Ressourcen nicht länger zerstören. Kate Raworth geht der Frage nach, wie eine Wirtschaft aussehen könnte, die wir solchen Beschränkungen unterwerfen. Die Stadt Amsterdam hat gerade beschlossen, ihre Wirtschaft künftig nach diesem Leitbild auszurichten.   

 

Klimawende von unten ist ein kostenloser Ratgeber, in dem es darum geht, wie wir durch direkte Demokratie die Klimawende in die Hand nehmen können. Die Frage, die aktuell im Raum steht, lautet: Was können wir anders machen, um den gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben und in eine bessere Welt zu steuern? Jetzt ist die Zeit für Lösungen gekommen. Der Ratgeber klärt darüber auf, was man als Bürger machen kann – angefangen bei ‘Wie initiiere ich ein Bürgerbegehren?’ bis zu ‘Wie könnte ich mit meinem Nachbarn ein Energienetz schaffen?’. Das Buch steckt voller praktischer Tipps.“

 

 

Credits:

Protokolle: Lesley Sevriens / Fotos: Silje Paul

Lu Yen Roloff

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