Wie wird man als Schriftsteller berühmt?

Auf die richtigen Buchstaben in der richtigen Reihenfolge kommt es an

Diese Frage bekommen Autor*innen und Schriftsteller*innen sehr häufig gestellt. Doch die Frage nach der Berühmtheit ist es nicht, die für die meisten Schreibenden relevant ist. Natürlich möchten alle Literaturschaffenden erfolgreich sein, doch automatisch berühmt werden ist weder einfach noch unbedingt erstrebenswert.

Nicht jeder Schriftsteller, nicht jede Schriftstellerin kann berühmt werden

Wenn von Schriftstellerinnen und Schriftstellern die Rede ist, die berühmt sind, fällt den meisten sofort der eine oder andere Name ein. Klar – viele große Schriftsteller und Schriftstellerinnen haben die Literatur über die Jahrhunderte hinweg geprägt. Namen wie Shakespeare, Goethe und Schiller sind dabei natürlich so etwas wie der heilige Gral. Mancher fragt sich, wie diese großen Vertreter ihrer Zunft sich auf dem modernen Buchmarkt geschlagen hätten, doch dieser Vergleich ist aus mehreren Gründen nicht sinnvoll. Trotzdem markieren solche Namen den Olymp der Berühmtheit, denn sie waren nicht nur zu ihrer Zeit bekannt, sondern haben noch Jahrhunderte danach ihren Platz in den Bücherregalen. Von solchem Ruhm können heutige Schriftsteller*innen nur träumen. Selbst die Bestsellerautoren und -autorinnen unserer Zeit werden vermutlich längst nicht alle die Jahrhunderte überdauern. Das ist aber auch nicht schlimm, denn heute schreiben ungleich mehr Menschen Bücher als damals. Was zeichnet heutige Literaturschaffende aus, die es schaffen, berühmt zu werden? Die wenigsten verfügen über das klassische Handwerkszeug eines Literatur- oder (im Falle deutscher Bücher) eines Germanistikstudiums. Viel wichtiger war und ist schon immer die Kreativität und die Fähigkeit, mit Worten Welten zu erschaffen. In unserer schnelllebigen Zeit kann heute quasi jeder und jede berühmt werden, wenn auch meist nur für eine kurze Zeit. Aber YouTube-Stars oder Instagram-Influencer zeigen, dass der vergängliche Ruhm auch ohne große Leistungen kommen kann. Umgekehrt gibt es ungezählte sehr gute Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die nie berühmt werden, weil kaum jemand ihre exzellenten Werke kennt. Ohne ein wenig Glück geht es in den seltensten Fällen – und das ist eine Regel, die sich durch viele Biografien berühmter Schriftsteller*innen zieht. Selbst qualitativ hochwertige Bücher, die mitreißend, spannend und einfach lesenswert sind, schaffen manchmal nicht den Sprung in die Bestsellerlisten. Umgekehrt fragt man sich bei manchen fragwürdigen Werken, wie ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin damit den Durchbruch schaffen und berühmt werden konnte. Es ist ein bisschen wie in der Musik: Nicht alles, was gefällt, besitzt große Qualität und umgekehrt.

Selbst die berühmtesten Schriftsteller*innen schaffen den Durchbruch selten sofort

Wer sich mit dem Gedanken trägt, Schriftsteller*in zu werden, muss sich realistischerweise fragen, ob er oder sie von dem Beruf leben können wird. Im Gegensatz zu anderen Geschäftsmodellen kann man nun mal nicht einfach einen Laden aufmachen und eigene Bücher am Fließband produzieren. Das ist ganz wörtlich gemeint: Romane sind manchmal jahrelang in der Entstehung, bis sie in der endgültigen Form aufs Papier gebracht werden. Es gibt natürlich auch die Gegenbeispiele von Autorinnen und Autoren, die viel Text in kurzer Zeit ausspucken, aber über diese Fähigkeit verfügen nur wenige – und selbst dann steht das Problem von „Masse statt Klasse“ im Raum. Von heute auf morgen berühmt zu werden und vom Verkauf eigener Ideen in Form von Büchern leben zu können, mag der Traum jedes Schriftstellers und jeder Schriftstellerin sein – die Realität sieht indes anders aus. Tatsächlich können selbst erfolgreiche Literaturschaffende nach dem ersten Bestseller noch lange nicht von ihrer Berufung leben und müssen nebenher einer völlig normalen Berufstätigkeit nachgehen. Wobei es meist natürlich umgekehrt ist und das Bücherschreiben die eigentliche Nebentätigkeit darstellt.

Ein paar der berühmtesten Schriftsteller*innen aller Zeiten als Comic : )

Frustriert stellen angehende Schriftsteller*innen immer wieder fest, dass ihre Manuskripte von den Verlagen nicht sehnsüchtig erwartet und mit Kusshand angenommen werden. Die Lektorate der Verlage werden derart mit Manuskripten überschwemmt, dass oftmals nur eine oberflächliche Prüfung möglich ist – wenn sie überhaupt erfolgt. Bestenfalls bekommt man in 99 Prozent aller Fälle dann nach einigen Monaten eine Absage oder hört gar nichts vom Verlag. Anders ist das, wenn man als Schriftstellerin oder Schriftsteller bereits berühmt ist und mit einem oder einer Literaturagenten bzw. -agentin zusammenarbeitet – dann sind die Lektor*innen in der Regel etwas offener, eine Veröffentlichungsgarantie ist das jedoch nicht. „Hinten rum“ über die Schiene des Self-Publishings, haben viele Literaturschaffende inzwischen einen Grad an Berühmtheit erreicht, der nicht immer das ganz große Geld oder das breite Publikum bringt, aber immerhin eine gewisse Aufmerksamkeit bei denen, auf die es letztlich ankommt: Die Leser und Leserinnen in der richtigen Zielgruppe. Der Haken dabei: Auch unter den Selfpublisher*innen schaffen es nur die wenigsten, berühmt zu werden. Den Traum, über Nacht entdeckt zu werden, hat dabei natürlich fast jeder Autor oder Autorin. Wer anderes behauptet, ist sich selbst gegenüber nicht ganz ehrlich. Denn wer nicht für ein Publikum schreibt (und mag es noch so klein sein), würde überhaupt keine Bücher schreiben.

Berühmt zu sein, bedeutet für Schriftsteller*innen nicht automatisch Reichtum

Der Sprung in die Berühmtheit und der Erfolg als Autorin oder Autor ist also nicht nur eine Frage des finanziellen Aspekts. Dieser lässt ohnehin meist auf sich warten. Macht man sich klar, dass die bei einem Verlag unter Vertrag stehenden Literaturschaffenden selbst bei einem Bestseller meist maximal 10 Prozent des Ladenverkaufspreises erhalten, wird klar, dass man damit gar nicht so schnell reich wird, wie Fachfremde so annehmen. Fragt man die Leute, glauben sie, dass Bücher immer in Millionenauflagen verkauft werden und somit ein Euro pro Buch entsprechend einen Millionär aus dem Schriftsteller, der Schriftstellerin macht. Abgesehen davon, dass diese Beträge noch vor Steuern sind, stimmt es einfach nicht. Nur in Ausnahmefällen gibt es Auflagen, die sechsstellige Höhen erreichen. Als Erfolg gilt ein Buch bereits, wenn es sich zwischen fünf- und zehntausend Mal im Handel verkauft hat. Rechnet man dann aus, was der Schriftsteller oder die Schriftstellerin verdient und welcher Zeitaufwand im Schreiben eines Buches steckt, ist der Nettoverdienst eher kläglich. Immerhin können Autor*innen mit solchen Erfolgen aber einen Namen aufbauen, der für künftige Werke die Veröffentlichungshürden niedriger hängt. Aber eine Garantie gibt es natürlich nie: Es gibt viele Erstlingswerke, die sich als Bestseller verkauften, aber die späteren Bücher desselben Autors oder Autorin lagen wie Blei in den Regalen. Es ist wieder ähnlich wie in der Musik – den Begriff „One Hit Wonder“ kennen wohl alle.

Aber was ist mit J.K. Rowling?

Ja, das Beispiel der von Sozialhilfe lebenden Mutter, die alleinerziehend ihr Leben bestreitet und irgendwann mit ihrer Geschichte vom Zauberlehrling Harry Potter den großen Durchbruch schaffte und ein Milliardenimperium aufbaute, ist sicher das ideale Bild einer erfolgreichen und berühmten Schriftstellerin. Doch fragt man nach weiteren Beispielen dieser Art, wird die Luft schnell dünn. Einen „Rowling-Effekt“ findet man einmal in jeder Generation – und selbst dann nicht in dieser Größenordnung, wie er bei Harry Potter erfolgte. Natürlich bleibt die Geschichte inspirierend: Wie sie die Story im Kopf während einer Zugfahrt ausbrütete und erst später niederschrieb.

JK Rowling – eine Geschichte, wie sie das Leben eher selten schreibt.

Viele Verlage wollten nichts von Frau Rowling wissen, bis sich endlich ein kleiner Verlag erbarmte und eine kleine Auflage produzierte. Der unglaubliche Glücksfall kam dann: Die Entdeckung durch einen großen amerikanischen Verlag mit dem folgenden Durchbruch für J. K. Rowling. Aber auch hier steht zwischen dem Beginn und dem märchenhaften Ende der Geschichte, dass Frau Rowling zahllose Absagen von Verlagen verkraften musste, bevor sie berühmt und erfolgreich wurde. So weit, so gut, denn das hat sie mit fast jeder Autorin und jedem Autor gemeinsam, die schon einmal ein Buch an einen Verlag verkaufen wollten. Als Inspiration ist dieses Beispiel durchaus empfehlenswert. Leider sind viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller zunehmend enttäuscht, wenn sie feststellen, dass der letzte (und wichtigste) Punkt ihrer eigenen Harry-Potter-Saga fehlt – nämlich der Durchbruch.

Berühmt zu sein hat auch Nachteile

Nicht nur Schriftsteller und Schriftstellerinnen wissen, dass es Nachteile haben kann, berühmt zu sein. Schauspieler*innen und Musiker*innen kennen das Problem, kein Restaurant mehr aufsuchen zu können, ohne erkannt und angesprochen zu werden. Das ist für Schriftstellerinnen und Schriftsteller in der Regel selbst dann kein Problem, wenn sie bereits einen gewissen Grad an Berühmtheit erreicht haben, weil sie meistens nicht so in der Öffentlichkeit stehen wie ihre Bücher. Trotzdem kann J.K. Rowling sicher auch ein Lied von den Nachteilen der Berühmtheit singen. Nicht zuletzt deshalb wählen viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller ein Pseudonym, unter dem sie ihre Bücher schreiben. Die Anonymität hat aber oft auch andere Beweggründe. Nicht jeder und jede möchte, dass die Nachbarschaft, das Kollegium oder die Familienangehörigen wissen, dass er oder sie als Schriftsteller*in tätig ist. Und auch von fachlicher Seite her können Pseudonyme Sinn machen, denn wer in unterschiedlichen Genres unterwegs ist, legt sich am besten passende Autorennamen zurecht. Ein Tom Clancy konnte beispielsweise problemlos seine Thriller verkaufen, hätte er aber angefangen, Kinderbücher oder Fantasyromane zu schreiben, hätte er sich dafür mit einiger Sicherheit ein Pseudonym zugelegt, um seine Zielgruppen nicht untereinander zu verprellen.

Also kann man als Schriftsteller*in gar nicht berühmt werden?

Man sollte sich nicht entmutigen lassen. Wer realistisch an die Sache herangeht und Spaß am Schreiben hat, schreibt in der Regel auch gute Geschichten und Bücher. Und darum geht es letztlich. Wer mit der Maßgabe an die Sache tritt, unbedingt berühmt und millionenschwer werden zu wollen, wird enttäuscht. Wer aber Bücher schreiben möchte, um seine Geschichten zu erzählen und Leserinnen wie Leser zu erfreuen, kann das heute so frei und unabhängig tun wie selten zuvor. Denn im Gegensatz zu Goethe und Schiller sind wir heute nicht mehr unbedingt auf einen Verlag angewiesen. Das Self-Publishing ermöglicht es allen, ihren Traum vom eigenen Buch zu verwirklichen. Damit auch berühmt zu werden, ist aber nicht leichter als früher – im Gegenteil. Die Vielzahl der Autorinnen und Autoren, die auf den Buchmarkt drängen, sei es in Form von E-Books oder gedruckten Ausgaben, macht den Kampf um die Marktanteile natürlich noch schwieriger. Das sichere Erfolgsrezept, als Schriftsteller*in berühmt zu werden, gibt es nicht. Und wenn es eines gäbe, hätte sicherlich bereits jemand ein Buch darüber geschrieben.

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